Das Gesicht im Main

Valentina Faganello und Theresa Grimm

Ursprüngliche Sage

Die Sage vom „Gesicht im Main“ handelt von zwei Matrosen, die während einer Überfahrt von einer gespenstigen Erscheinung überrascht wurden.

Eines Tages erschien etwas Gespenstiges auf dem Main, als zwei Matrosen aus Schweinfurt die Flussüberquerung wagten. Der Schnee war geschmolzen, und der Main führte Hochwasser. Ein Schweinfurter ließ seine Schiffe leer nach Bamberg ziehen, um sie dort mit Getreide zu beladen. Zwei Lastschiffe waren bereits mit kostbarer Fracht gefüllt. Plötzlich setzte Frostwetter ein, sodass die Gefahr von Treibeis bestand. Die beiden vollen Schiffe sollten daher so schnell wie möglich zumindest nach Schweinfurt zurückgefahren werden. Zwei beherzte Schiffsknechte erklärten sich zu dieser gefährlichen Fahrt bereit. Die beiden Fahrzeuge wurden zusammengekoppelt, und noch am selben Abend fuhren sie von Bamberg ab. Die Schiffe waren so schwer beladen, dass der Schiffsrand nur handbreit über den Wasserspiegel ragte. Rasch und ruhig glitten sie flussabwärts. Hinten am großen Steuer stand der eine Schiffer und sah aufmerksam vorwärts. Inzwischen war es völlig Nacht geworden. Am nächtlichen Himmel jagten schwarze Wolken, und nur hin und wieder kam der leuchtende Mond zum Vorschein. Sein weißes Licht glitzerte auf den trüben Fluten. Es war unheimlich still. Nur das Wasser rauschte, und das große Steuerruder ächzte zuweilen.

So verging Stunde um Stunde. Endlich verkündete die Turmuhr eines nahen Dorfes die Mitternacht. Langsam tönten die zwölf Schläge durch die Nacht. Kaum waren sie verklungen, da nahm der wachsame Steuermann zur Seite seines Schiffes in den Fluten etwas Grauenhaftes wahr. Bleich vor Schrecken machte er seine Kameraden auf eine gespenstische Erscheinung im Wasser aufmerksam. Beide sahen unter dem Wasserspiegel das hell erleuchtete Antlitz eines Menschen, der seine gefalteten Hände bittend erhob, als wolle er die beiden Schiffer um Hilfe anflehen. Allmählich kam das Gesicht dem Schiff immer näher. Die beiden Schiffsknechte trauten sich kaum zu regen, so sehr waren sie voller Angst. Es dauerte eine volle Stunde. Erst mit dem Glockenschlag „eins“ verschwand das Gesicht wieder in den kalten Fluten. Als der Morgen dämmerte, kamen die verängstigten Schiffer wohlbehalten in Schweinfurt an und erzählten dort ihr sonderbares Erlebnis.

Da berichteten ihnen alle Fischer: Zur Franzosenzeit, als die fremden Truppen auf Mainz marschierten und plünderten und raubten, was Wert hatte, ließ der Erzbischof von Mainz das Silberzeug aus dem Dom in Kisten verpacken und auf Schiffe laden. Der kostbare Schatz sollte den Main aufwärts gezogen und im Dom zu Bamberg verborgen werden. Kurz vor Bamberg versenkten zwei habgierige Schiffsknechte einige der wertvollen Kisten im Main, um sie später für sich selbst zu haben. Bald darauf kamen die Franzosen auch an den oberen Main und sollen den einen jener Matrosen erwischt haben. Als er nicht sagen wollte, wo die Kisten des Mainzer Erzbischofs hingekommen seien, wurde er von den Soldaten getötet. Seitdem habe sich sein Gespenst nachts öfters im Main den vorüberfahrenden Schiffern gezeigt und habe diese um Erlösung gebeten. Der andere Matrose habe als uralter Mann vor seinem Tode den Diebstahl gebeichtet. Danach sei von dem Gesicht im Main nichts mehr gesehen worden.

Die Skulptur stellt das Gesicht dar, als es zum ersten Mal zum Vorschein kam. Besonders der gespenstige Gesichtsausdruck und die Wasserbewegungen im Hintergrund machen die Skulptur einzigartig.

Standort

KunstFAB: Spitalstraße 29, 97421 Schweinfurt