Der kleine Rabe Jakob

Wladislawa Frost

Ursprüngliche Sage

Die Geschichte von „Der Rabe Jakob“ handelt von einem Kolkraben und seinen Streichen im Hotel zum Raben in Schweinfurt in den Jahren 1874-1886. Diese wurden von Carl Preis aufgezeichnet, der früher Besitzer des Hotels Raben war bis zum Jahr 1912. Jakob war jedoch kein normaler Rabe, sondern ein Kolkrabe, der sich durch seine Größe erheblich von gewöhnlichen Raben unterscheidet. In der freien Natur ist der Kolkrabe ein gefürchteter Räuber, der mehrere große Nester auf den höchsten Bäumen baut, und er zeichnet sich durch seine beeindruckende Sehkraft und sein Gedächtnis aus.

Als Carl Preis das Hotel im März 1874 übernahm, kaufte er im April einen Kolkraben namens Jakob von Torwart Braun für 48 Kreuzer. Um ihn heimisch zu machen, sperrte er ihn in einen großen Käfig, ließ ihn aber tagsüber frei herumlaufen. Jakob entwickelte schnell seine Freiheit und begann, allerlei Streiche zu spielen.

Jakob konnte auf den Namen „Jakob“ antworten und hatte einen Lieblingsplatz vor dem Hotel. Eines Tages spielte er Streiche mit den Deichselnägeln von Kissinger Chaisen und dem Rosshaar im Wagen des Herrn Baron von Heßberg. Er fürchtete sich vor nichts und scheuchte Hunde und Katzen auf.

Besonders bei Festlichkeiten mit Fahnen geschmückt, weigerte sich Jakob, das Hotel zu verlassen, und trieb stattdessen seinen Unfug im Inneren. Er hatte es auf die Fremdenzimmer abgesehen, zog Kerzen aus Leuchtern, versteckte Schlüssel und demolierte verschiedene Gegenstände. Jakob belästigte sogar Hotelgäste, indem er in deren Zimmer eindrang und Schaden anrichtete.

Jakob war auch für seine Badevorlieben bekannt. Jeden Morgen setzte er sich auf einen Pumpbrunnen und wartete darauf, dass jemand Wasser pumpte, um sein Morgenbad zu nehmen. Er hatte auch eine besondere Beziehung zu einer Gemüsehändlerin namens Bamberger Babett.

Die Anekdoten über Jakobs Streiche erstrecken sich von Markttagen, wo er Eier und Lebensmittel stibitzte, bis zu besonderen Zwischenfällen wie dem Diebstahl von Nägeln bei der Neupflasterung des Marktplatzes.

Jakob war auch neugierig und nahm an verschiedenen Ereignissen teil, darunter Manöver, Messebuden und sogar Gottesdienste, bei denen er mit seinen Streichen für Aufregung sorgte. Seine Tendenz, in Geschäften und Gärten Unfug zu treiben, führte zu zahlreichen Beschwerden, aber auch zur Belustigung der Menschen.

Im Jahr 1886 endete Jakobs Leben tragisch. Er wurde tot vor dem Hotel gefunden, und es wurde zunächst vermutet, dass er vom Dach gefallen sei. Eine spätere Untersuchung ergab jedoch, dass seine Flügel kurz abgeschnitten waren, und es wurde angenommen, dass er absichtlich aus dem Fenster geworfen wurde.

Trotz dieses traurigen Endes entschloss sich Carl Preis, einen neuen Kolkraben zu erwerben. Er erhielt zwei halbflügge Jungtiere, von denen eines später an den Tiergarten geschenkt wurde. Der neue Jakob erwies sich als gelehrig und machte seinem Besitzer viel Freude, bis er unglücklicherweise im Tiergarten starb.

Die Geschichte endet damit, dass Carl Preis keine Lust mehr hatte, einen weiteren Kolkraben zu beschaffen. Es wird berichtet, dass die alten Kolkraben im Brönnhofer Wald ausgewandert sind und nicht mehr in der Umgebung gesehen wurden. Die Geschichte von Jakob bleibt als unterhaltsame Anekdote in der Stadtgeschichte von Schweinfurt erhalten.

Die gestaltete Skulptur am Ende der Geschichte repräsentiert Jakob in seiner Blütezeit, als er täglich Streiche spielte und daran Freude hatte.

Standort

StudyFAB: Keßlergasse 2, 97421 Schweinfurt