Der Schuh der Judith
Theresa Grimm
Leider ist der Schuh der Judith während der Bearbeitung der Betonfigur stark beschädigt worden, weswegen dieser nicht ausgestellt wird und hier nur die Tonentwürfe und die ursprüngliche Sage veröffentlicht wird.
Ursprüngliche Sage
Die Sage der „Schuh der Judith“ handelt von Judith von der Peterstirn. Diese Geschichte ist mehr als eine Sage, denn Judith hat wirklich existiert. Die folgende Erzählung dürfte sich jedoch wohl tatsächlich nicht so zugetragen haben, so dass sie unter den Sagen Schweinfurts einzuordnen ist.
Judith war die liebreizende Tochter des Schweinfurter Markgrafen Hezilo und Enkelin der frommen Eila. Obwohl ihre Mutter sie für das Kloster vorgesehen hatte, hatte das Schicksal etwas anderes für Judith im Sinn. Bretislaw, der Herzog von Böhmen, erfuhr von der außerordentlichen Schönheit und Tugend Judiths, und sein jugendliches Herz entbrannte in heißer Liebe zu ihr. Da er jedoch um die Vorbehalte der Deutschen gegenüber den Böhmen wusste und die Furcht hatte, als bittender Freier vom Grafen Hezilo abgewiesen zu werden, entschied er sich dazu, die Schweinfurter Prinzessin heimlich zu entführen.
Mit seinen treuesten Dienern und Knechten machte er sich auf den Weg zur Schweinfurter Burg auf der Peterstirn, ohne diesen jedoch seinen Plan mitzuteilen. Eines Abends erreichte er nach fast rastloser Reise Schweinfurt und bat um ein Nachtlager im Vorhof des Klosters auf der Peterstirn, ohne seine Identität preiszugeben und mit strenger Geheimhaltung gegenüber seinen Begleitern. Ähnlich einem Wolf, der um die Herde harmloser Lämmer schleicht, umschritt er das stille Kloster auf der Suche nach einer Gelegenheit zur Verwirklichung seines Plans.
Eine glückliche Möglichkeit bot sich ihm, als er am Vorabend eines Feiertags ankam und Judith zusammen mit anderen Klosterfrauen ihre Zelle verlassen musste, um in der Kirche zur Vesper zu läuten. Beim Überqueren des Klosterhofes ergriff der böhmische Herzog die ahnungslose Prinzessin, schwang sich mit ihr auf sein Pferd und verließ im vollen Galopp das Kloster. Beim Verlassen durchtrennte er mit seinem Schwert das starke Mühlseil, das die Pforte absicherte.
Mit Judith in der dunklen Nacht verschwunden, versteckten sich die verschreckten Klosterschwestern zunächst in Panik in den dunklen Ecken des Klostervorhofes. Als sie den Entführer entfernt glaubten, riefen sie laut um Hilfe. Sofort erfüllte Lärm das Kloster, Pferde wurden gesattelt, und man nahm umgehend die Verfolgung auf – vergeblich. Als Rache wurden den zurückgebliebenen Knechten des Herzogs, die arglos zurückgeblieben waren, Nasen und Ohren abgeschnitten.
So wurde die Schweinfurter Prinzessin Judith Herzogin von Böhmen. Bei der Entführung verlor Judith ihren roten Schuh, der im Hof gefunden wurde. Man sandte diesen mit einem Boten zum Kaiser Heinrich mit der Nachricht, dass Judith entführt worden sei. Unterwegs ging jedoch dem Boten der Schuh auf unerklärliche Weise verloren, weshalb dies als Gottesurteil betrachtet wurde und die Verbindung Judiths mit dem Herzog von Böhmen als gottgefällig akzeptiert wurde. Die Skulptur zeigt somit Judiths letzten Überrest und vermittelt das tragische Ende der Tochter des Schweinfurter Markgrafen.